Hallo an alle, die sich dafür interessieren, wie es uns Bros in Guatemala ergeht. Denn so schnell versieht man sich und schon sind wieder 6 Monate vorbei. Also Zeit für die halbjährlichen Berichterstattungen aus der Artikelreihe „Auswandern Guatemala“ von April 2020 bis September 2020. Jetzt sind wir schon 1,5 Jahre in Guatemala! Die Zeit rast und wie viele von Euch ja wissen, steht viel Veränderung an im Hause Bruder.
Das erste Jahr in Guatemala
In diesem Blogartikel berichte ich ja „nur“ von April 2020 bis September 2020. Daher gibt’s an dieser Stelle nur einen ganz kurzen Überblick über das erste Jahr in Guatemala.
Der Start in Guatemala war ja ganz schön holprig für mich. So viel Neues prasselte auf mich ein, es gab viel zu erledigen, zu besorgen und ständig stand man vor neuen Herausforderungen.
Doch als das Heimweh stärker wurde, kamen viele Freunde zu Besuch. Ich unternahm unfassbar tolle Reisen und entdeckte viele faszinierende Orte, von denen ich auf diesem Blog auf jeden Fall auch noch berichten werde! Ich reiste nach Deutschland für die Hochzeit meines Bruders, unser Hund bekam 7 supersüße kleine Welpen und auch ich erfuhr, dass ich schwanger bin! Wir erkundeten unsere neue Heimat intensiver, fühlten uns langsam in Guatemala zu Hause, wurden im Spanischsprechen besser und dann kam dieses Corona!
Willst Du mehr über unsere Situation in den ersten beiden „Semestern“ in Guatemala erfahren? Dann klick doch auf die beigefügten zwei Auswanderer-Artikel:
Und wenn Du neu hier bist und wissen möchtest, was wir in Guatemala eigentlich machen, dann kann ich Dir folgende Artikel empfehlen:
1. It's Corona Time - Die Einweihungsfeier kannste kniggen
Die Einweihungsfeier fällt ins Wasser
Ja diese Einweihungsfeier. Jetzt sind wir schon 1,5 Jahre in Guatemala und eigentlich wollten wir endlich mal die Kollegen der Deutschen Schule im Rahmen einer feucht-fröhlichen Fete zu uns einladen. Denn die Wohnung ist endlich „fertig“ eingerichtet (ich mein, wann ist eine Wohnung schon fertig?). Angedacht war der Februar, doch da reiste ich ja nach Deutschland. Also dann halt der März, noch rechtzeitig vor den Osterferien.
Doch daraus wurde nichts, denn auch Corona wurde nach Guatemala eingeflogen und der Präsident machte schon vor dem ersten bekannten Corona-Fall das Land dicht! Und dann gab es den ersten Covid-Erkrankten und damit diese ganzen Regelungen: Ausgangssperren bis hin zu Kontaktverboten uvm..
Für alle, die es genauer interessiert, verweise ich auf die folgenden Artikel über die Entwicklungen der Corona-Situation in Guatemala und wie es uns damit erging:
Eine kurze Zusammenfassung zur Corona Situation
Zusammenfassend kann ich sagen, dass diese Phase für uns okay war, wir haben die Situation akzeptiert wie sie eben ist und an einer positiven Einstellung gearbeitet. Wir hätten ehrlich gesagt niemals gedacht, dass dieses Weltproblem so lange andauert. Zwischendurch hat es uns logischerweise auch ganz schön genervt, denn die Corona-Einschränkungs-Phase hat sich ziemlich lang gezogen. Uns fehlten die nun stark reduzierten sozialen Kontakte (einige haben wir trotzdem ab und an getroffen), für Caipi unseren Hund war es doof, dass sie abends nicht mehr raus durfte, wegen der Ausgangssperre ab 16 Uhr, und auch das Einkaufen gehen war komplizierter und zeitaufwändiger.
ABER: Schorsch konnte weiterarbeiten via Online Unterricht, ich hatte 6 Monate lang eine mega entspannte Schwangerschaft und stellte fest, dass schwanger sein ja doch nicht so schlimm ist. Des Weiteren fanden wir heraus, dass 24/7 Schorsch + Svenja zusammen in der Wohnung auch super funktioniert.
Ein interessanter Fakt: Aufgrund der derzeitigen Ausgangssperre von 21 uHR – 4 Uhr sind wir es gewohnt früh ins Bett zu gehen. Und auch wenn wir uns mit Freunden treffen, gähnen die ersten bereits um 20 Uhr. Meistens schlafen wir dann schon um 21:30 oder 22:00 Uhr!
News: Doch ab 1. Oktober soll nun wieder alles „normal“ werden. Das heißt Kinos, Nationalparks, Hotels und all das wirtschaftliche Leben wird wieder in Betrieb gehen. Irgendwie ein gutes Gefühl, auch wenn die Befürchtung einer Verschlechterung der Zahlen natürlich da ist. Da kann man nur hoffen, dass sich die Menschen an die Abstandsregelungen + das Mundschutztragen halten.
2. Kein Urlaub - dabei hatten wir so tolle Pläne...
Für mich war am härtesten, dass wir in den letzten 6 Monaten nicht in den Urlaub fahren zu konnten (Ich weiß: Luxusproblem). Mich ärgerte es schon ziemlich, da es die letzen beiden Urlaube zu zweit gewesen wären, bevor wir in Zukunft zu viert reisen. Doch was soll man machen?
- In den Osterferien im April wollten wir einen Roadtrip nach Belize machen. An den ersten Tagen wollten wir das Landesinnere erkunden und uns im Anschluss auf eine der traumhaften karibischen Inseln absetzen (wer weiß, vielleicht wären wir dort einfach geblieben 😛 ). Doch die Grenzen waren schon dicht!
- Na gut, dann machen wir halt eine Reise in Guatemala! Es gibt ja schließlich noch so viel, was wir noch nicht erkundet haben. Also wollten wir uns einer Kollegen-Gruppe anschließen und zu der versteckten Dschungelstadt El Mirador wandern um die uralten mystischen Maya-Ruinen zu bestaunen. Um dorthin zu gelangen ist man 2 Tage unterwegs und wandert durch den Regenwald Guatemalas, da keine Straße dorthin führt. Doch dann wurden die Nationalparks geschlossen.
- Die nächste Alternative: Einfach am See Lago Petén-Itza im Hotel Gringo Perdido chillen oder zur Laguna Ayarza an ein Hotel direkt am See. Doch dann gab es die nächste Corona-Restriktion, dass nationaler Tourismus eingestellt werden muss, die Hotels geschlossen werden müssen und man sein Departamento (Bezirk, in unserem Fall Guatemala Stadt) nicht mehr verlassen darf.
- Alternative? Balkonien!
- „Ach, bis Juni wird die Corona-Situation doch gelockert sein und wir können wieder reisen!“ Dachten wir – war aber nicht so. Schorsch hatte 1 Monat Schulferien im Juni und wir wollten ursprünglich einen Roadtrip durch Kanada und Alaska machen um die wilden Bären zu verfolgen und Wale zu sehen. Doch auch daraus wurde nichts.
3. Alternativen zum Urlaub
Man muss ja nicht jedesmal in die weite Ferne reisen. Wie auch die Deutschen die Ferien nutzten um ihr Heimatland weiter zu entdecken, nutzten auch wir die inländischen Möglichkeiten, die uns geboten wurden.
AirBnB-Prachthäuser im Departamento Guatemala Stadt
Es herrschte aufgrund der Corona Situation nationales Reiseverbot und man durfte auch das Stadtgebiet nicht verlassen. Ein Nachbar brachte uns auf die Idee, ein AirBnB-Haus zu mieten. Also fuhren wir mit Freunden auf ein altes Rancho in Chinautla, das am Rande des Departamento Guatemala liegt.
Wir hatten ein tolles Wochenende dort, mit einem großen Pool, herrlichem Wetter, leckeren Grill-Sessions, nächtlichem Lagerfeuer und auch Caipi konnte den ganzen Tag im Gebüsch wühlen, Schmetterlingen hinterher jagen und mit den dortigen Hunden spielen. Da wir es sehr erholsam fanden, fuhren wir 3 Wochen später nochmal dort hin. Allerdings wurde diesmal Caipi von dem riesen Haus-Bulldog und einem Pitbull verfolgt, was nicht schön war für die kleine Maus und ganz schön für Aufregung gesorgt hat.
Der nächste Wochenendtrip führte uns in ein AirBnB Haus am Lago Amatitlan, ca. 45 Minuten Fahrtzeit außerhalb der Stadt. Die Küche in dem Haus war zwar sehr schlecht ausgestattet, die Schlafzimmer ungemütlich und ohne Bettdecke, aber dafür war der Pool warm und der Garten des Hauses grenzte direkt an den See. Es tut einfach so gut, mal aus der Stadt rauszukommen und Natur pur um sich zu haben, auch wenn man im See nicht baden kann, weil er zu dreckig ist.
Trips außerhalb des Departamento Guatemala Stadt
Nach einiger Zeit wurden die Corona-Regelungen ENDLICH gelockert und es war möglich das Departamento Guatemala zu verlassen. Also fuhren wir in die alte Kolonialstadt Antigua, was zu der Zeit noch eine Geisterstadt war, da die meisten Restaurants & Shops geschlossen hatten und nur wenige Menschen auf der Straße zu sehen waren. In einem der wenigen Restaurants, das geöffnet hatte, bekamen wir immerhin das einzige Gericht im Angebot: Quiche. Ansonsten schlenderten wir durch die leeren Straßen und besuchten Freunde dort.
Dann buchten wir das Hotel Swell in El Paredon am Pazifik, wo es einfach so schön und entspannend ist. Deswegen fuhren wir in den letzten Wochen ganze drei mal immer in dieses Hotel – was ja eigentlich ziemlich untypisch für uns ist, weil wir immer was Neues entdecken wollen. Dafür sprachen die kurze Fahrtzeit in die Stadt (ca. 2 Stunden), falls was mit der hochschwangeren Svenja sein sollte, die stylischen Zimmer mit AC direkt am Pool, der Pool auf dem ich mich fast den ganzen Tag auf der Luftmatratze treiben lassen habe, das leckere Essen und weil es einfach ein besonders fantastisches Boho-Hotel ist mit einem sehr chilligen Vibe.
Des Weiteren wurden wir in das Wellness-Spa Hotel Santa Domingo in Antigua eingeladen. Allerdings ist ein Spa Hotel in Guatemala definitiv nicht mit einem Wellness Hotel in Deutschland zu vergleichen. Es bedeutet lediglich, dass es einen tollen Massagebereich mit wirklich guten – auch (Schwangerschafts-) Massagen gibt, einem schönen Gartenbereich mit Pool, einer kleinen Sauna und 2 größeren Jaccuzzis. That´s it. Bucht man allerdings keine Massage, kommt man trotz Übernachtung in dem Hotel nicht in diese Wellness-Oase – nur gegen Aufpreis. Es war ein wunderschöner Aufenthalt in den antiken Klostergemäuern.
Besonders gut hat uns die Earth Lodge bei Antigua gefallen, wo wir eine Freundin besucht haben. Das Frühstück ist sehr lecker und auch die Aussicht auf die Vulkane ist von dort aus gigantisch. Man sieht z. B. den Vulkan Fuego, der regelmäßig dampfende Rauchwolken ausstößt. Siehst Du sie? Bald wollen wir dort unbedingt mal übernachten und nachts die feurigen Lavaausbrüche beobachten.
4. Meine Schwangerschaft
Wer es nicht mitbekommen hat: ich bin (noch) schwanger mit Zwillingen und es werden 2 Jungs (Stand: 1. Oktober)! Der eigentliche Geburtstermin ist der 20. Oktober 2020. Tolles Datum ich weiß, doch die beiden werden schon in den nächsten Tagen erwartet.
Schwanger in der Corona-Zeit
Das Gute an der Corona-Zeit war, dass ich lernte zu Hause zu chillen & dass ich mich über das nicht mögliche Reisen nicht ganz so aufregte, da ich wusste, dass es einen weltweiten Reisestopp gibt. Dieses entspannten Monate des Brütens waren sicherlich mit ein Grund, warum die Schwangerschaft so unkompliziert verlaufen ist. Mir war nie wirklich übel in den ersten 3 Monaten und ich hatte bis jetzt keine Schlaf- und Rückenbeschwerden, wofür ich sehr dankbar bin, trotz der +23kg.
Aufgrund der Corona-Situation konnten wir uns gerade in den letzten Wochen nicht mehr mit allen treffen, um dem Risiko mit Corona infiziert zu werden, entgegenzuwirken. Als Corona-Patientin die Geburt durchzustehen findet man nämlich nicht auf meiner Wunschliste. 😉 Es ist natürlich auch Schade, dass ein Heimaturlaub nicht mehr möglich war und dass es nun schwieriger für Familie und Freunde ist nach Guatemala zu reisen, um die neuen kleinen Guatemalteken-Frischlinge kennen zu lernen.
Langwierige Zwillings-Einkäufe
Für Zwillinge braucht man ja schon so einiges. Also fingen wir schon frühzeitig an zu recherchieren, was die wichtigsten Dinge für Zwillinge sind. Die Besorgungen waren dann z. T. ganz schön kompliziert und langwierig, denn in Guatemala gibt es nicht ein Geschäft, in dem man alles bekommt. So fanden wir step-by-step heraus – dank Facebook – wo wir was für die Twins kaufen können und bauten auch einige Sachen selber, wie z. B. die Kinderbetten und das Gestell für die swing-to-sleep.
Babykleidung fanden wir zu Hauf in dem großen Secondhandladen Megapaca. Online-Bestellungen wie z. B. via Amazon gibt es in Guatemala nicht. Manche Artikel sind in Guatemala unauffindbar oder absolut überteuert, weswegen wir noch eine Bestellung über die USA abwickelten. Auch wenn das recht teuer ist, da ca. ein Drittel vom Preis noch zusätzlich dazu kommt für Versand und guatemaltekischen Steuern, hat es sich doch gelohnt. Aber wir haben alles notwendige gefunden, auch wenn es ganz schön Zeit in Anspruch genommen hat. Mittlerweile sind wir mit dem wichtigsten ausgestattet. Und auch das allerwichtigste haben wir gefunden: Baby-Chucks! Check 😉
Untersuchungen während der Schwangerschaft
Meine Frauenärztin ist übrigens richtig gut und sie nimmt sich immer viel Zeit für uns. Anfangs ging ich 1x im Monat zu ihr. Man bezahlt jedesmal 400 GTQ (= 45,-€) und es wird automatisch immer ein Ultraschallcheck gemacht. Ab der 30. SSW war ich dann alle 2 Wochen bei ihr und ab der 36. SSW wöchentlich. Außerdem musste ich zwischendurch noch zu einem Bluttest und für den Zuckertest einen Becher Zuckerwasser trinken. Mjammi!
Meine Frauenärztin organisiert außerdem alles rund um die Geburt, sie unterstützt mich bei einer spontanen Geburt oder beim Kaiserschnitt – sie kann alles! Das ist z. B. ein großer Unterschied zu Deutschland und viel persönlicher. I like!
Eine unerfreulichere Nachricht haben wir vor einigen Wochen erhalten: mein Gebärmutterhals war stark verkürzt. In der 32. SSW (= Schwangerschaftswoche) war er schon unter 2,5cm (normal sind mind. 3,5 Zentimeter). Also verordnete mir die Frauenärztin Bed, Chill & Netflix. Keine Spaziergänge mehr mit Caipi, keine Ausflüge & auch Sport sollte ich reduzieren. Jedoch ist der Zervix trotzdem weiter und weiter geschrumpft. Mit der Zeit wurde ich dann ganz schön grummelig, da ich ein sehr aktiver Mensch bin, die Bewegung brauche und keine Lust hatte mich immer bedienen zu lassen. Mittlerweile bin ich allerdings schon in der 38. SSW. Wenn die Kinder jetzt kommen, wären sie „save“ und schon gut entwickelt. Daher beweg ich mich jetzt wieder mehr und seither gehts mir mental auch wieder besser 😉 .
Nun heißt es abwarten, Herzchen.. ähm… Däumchen drehen, weiter brüten und sich mental auf das Leben nach dem Doppel-Plopp einstellen. Dabei können wir uns immer noch nicht vorstellen, wie ein Leben mit Kindern sein wird. So lassen wir uns einfach überraschen, wie das Abenteuer-Familie so wird.
5. Über die Freundschaften nach Deutschland und neue Kontakte in Guatemala
Meine Freunde in Deutschland
Freunde sind wie Familie für mich, daher ist es mir wichtig, den Kontakt zu den Herzensmenschen aufrecht zu erhalten, auch wenn fast 10.000 Kilometer zwischen uns liegen. Das ist natürlich einfacher, wenn es beidseitig ist. Und mit vielen läuft es überraschenderweise richtig gut: wir telefonieren regelmäßig über WhatsApp oder Skype und schicken uns immer mal wieder Nachrichten. Es ist einfach schön, weiterhin am Leben meiner Freunde teilhaben zu können.
Und genauso ist es mit der Familie. Gerade wenn sich das Heimweh meldet, tut der Kontakt und der Austausch sehr gut. Natürlich ist es irgendwie traurig, dass meine Lieben die Schwangerschaft und auch die erste Zeit mit den Jungs nicht direkt miterleben werden. Auch dass wir die Einschulung der Nichte und des Neffen nicht miterleben konnten zählt zu den negativen Seiten des Auswanderns.
Ein Heimatbesuch wäre wirklich noch schön gewesen, doch Corona funkte dazwischen und nun bin ich schon zu schwanger. Daher ist es geplant im Juni 2021 nach Deutschland zu reisen.
Freundschaften in Guatemala
Hier in Guatemala machen wir viel mit Kollegen von Schorsch, die echt super lieb sind und schon zu Freunden geworden sind. Mittlerweile haben sich auch weitere Bekanntschaften außerhalb der „deutschen Blase“ aufgetan.
Zum Beispiel lernten wir beim Gassigehen mit Caipi neue Leute kennen & verabreden uns mit einem Pärchen aus Guatemala ab und zu zum Spazierengehen mit den Hunden z. B. in Cayala. Mal sehen was sich daraus noch entwickelt.
Auch im Hotel Swell in El Paredon haben wir uns mit einem super witzigen und netten Pärchen befreundet, wofür wir sehr dankbar sind. Also es ergibt sich immer mal wieder was, trotz allem ist es schwer neue Freundschaften aufzubauen, gerade jetzt in der Corona-Zeit und mit der Sprachbarriere.
6. Was wir den ganzen Tag so machen
„Schorsch, was machst Du den ganzen Tag lang so?“
„Seit der Corona-Zeit arbeite ich ja von zu Hause aus. Mein Tages-Rhythmus ist aber trotzdem weitgehend der gleiche geblieben, da wir weiterhin Unterricht nach Stundenplan haben, nur eben nicht im Schulgebäude. Wir arbeiten jetzt mit Online-Klassen und wickeln auch alles organisatorische über das Internet ab. Das erspart mir auf der einen Seite die tägliche Autofahrt in die Schule, auf der anderen Seite vermisse ich die persönlichen Kontakte mit Schülern und Lehrern. Ansonsten fühle ich mich gerade als Mann einer (hoch-)schwangeren Frau ziemlich für das Kochen, Einkaufen usw. verantwortlich. Das füllt dann noch die ein oder andere Freistunde. Insgesamt muss ich sagen, empfinde ich die Corona-Zeit als entspannter als vorher, durch die umfangreichen beruflichen und privaten Verpflichtungen bleibt mir aber ähnlich wenig Freizeit wie vorher.
Und was machte ich so, während Schorsch arbeitet?
Ich bin meistens zu Hause. Und Nein, mir wurde nie langweilig! Normalerweise starte ich meinen Tag nach dem leckeren Frühstück, das mir Schorsch jeden Tag ans Bett bringt . Danach war ich bereit für die Yoga und Gymnastik-Sessions, bei denen Caipi mich immer versuchte zu motivieren 😜. Hinterher schaute ich mir YouTube-Videos zum Thema Schwangerschaft, Geburt, Umgang mit Neugeborenen und allen Themen die damit zusammenhängen an.
Dann ging es meist an den Schreibtisch, um neue Blogartikel zu verfassen für die Reisezeit nach Corona. Oder ich bearbeitete Fotos von Reisen oder den Bildern der Babybauchshootings, die wir immer mal wieder zwischendurch machten.
Jeden Montag und Donnerstag habe ich eine Stunde Spanischunterricht via Skype und mache Einglück schon Fortschritte. Trotzdem soll in meiner Gegenwart niemand mehr behaupten, Spanisch sei einfach zu lernen! Es ist ein ständiges auf und ab: mal bin ich sehr frustriert, mal geht es wieder besser voran. Das Problem ist wohl, dass ich einfach zu faul bin und v.a. mehr Vokabeln lernen müsste. Aber außerhalb des Spanischunterrichts lern ich allerdings nicht zusätzlich. Motivation – wo bist Du?
Zwischendurch telefonierte ich oft nach Deutschland und auch Social Media spielt für mich hier in Guatemala eine größere Rolle, um mit meinen Lieben in Kontakt zu bleiben. Tatsächlich entdeckte ich das Kochen für mich und immer wenn Schorsch lange Tage hat, gibts Essen à la Svenja.
Und sonst so?
Ansonsten hat vor einigen Wochen der deutsche (Sport) Club wieder aufgemacht. Schorsch spielt seither regelmäßig Tennis, ich geh schwimmen und danach wird ein Wiener Schnitzel verschlungen.
Bis September waren wir noch regelmäßig mit Caipi 1 Stunde spazieren, bis die Frauenärztin ihr Veto eingelegt hat. Seither darf ich mich nicht mehr so viel zu bewegen, was mir ganz schön schwer fällt.
So ganz ohne soziale Kontakte kommen wir nicht aus und wir treffen immer mal wieder Freunde zum Gassi gehen, zum Essen gehen oder wir grillen auf unserer schönen Dachterasse bzw. werden bekocht.
Und natürlich gibt es auch immer wieder einiges an bürokratischen Dingen zu erledigen, die ganz schön nervig sind und von denen wir hier nicht verschont bleiben. Zum Beispiel die Autoversicherungen, Krankenversicherungsabrechnungen, Steuer, …
Hin und wieder wird die Wohnung etwas aufgehübscht, wir bauen Sachen für die Jungs und waren wie schon erwähnt mit (Baby-)Shopping beschäftigt.
7. Ein Tipp an Auswanderer
Werde Dir bewusst, was Du schon alles geschafft und erreicht hast.
Wie Du ja mitbekommen hast, ist der Schritt für einige Jahre ins Ausland auszuwandern nicht ganz easy. In den seltensten Fällen verläuft alles reibungslos und so wie man es sich vorstellt. Man gibt viel auf, man lässt Familie und Freunde zurück und startet bei Null in einem Land, das man nicht kennt. Viele Herausforderungen prasseln auf einen ein und zwischendurch kommt Heimweh und die Sehnsucht nach dem Gewohnten auf. Doch es wird besser! Die persönliche Entwicklung, die man in diesen teilweise schwierigen Zeiten durchmacht, ist sehr bedeutungsvoll für Dich und Dein weiteres Leben.
Umso wichtiger finde ich es, immer mal wieder eine persönliche Zwischenbilanz aufzuschreiben. Ich mach das alle 6 Monate im Rahmen dieses Blogs. Natürlich kannst Du das auch ganz privat für Dich machen, wo man sich sicherlich einige Punkte mehr notieren wird.
Warum die Mühe? Weil genau diese „persönliche Inventur“ Dir helfen kann, Dir bewusst zu machen, was Du in den vergangenen Monaten und Jahren erlebt hast, wie sich die Situation und Du Dich verändert haben und wie Du Dich weiterentwickelt hast. Wie schnell vergisst man, was vor einem Jahr war, wie sich diese und jene Zeit angefühlt hat. Durch das Reflektieren über all die existenziellen Entscheidungen, die man getroffen hat, wie nie zuvor im Leben, schafft das Bewusstsein, was man schon alles geschafft und erreicht hat!
Denk mal ganz kurz drüber nach, wo Du kurz vor dem Umzug standest und wo Du jetzt bist. Du hast Dich sicherlich weiter bewegt als dieser verrostete alte VW-Bus 😜. Ich bin mir sicher, dass Dir schon einige Punkte eingefallen sind. Jawoll, Du darfst nun grinsen und jetzt klopf Dir mal voller Stolz auf die Schultern!
8. Rückblick über 1,5 Jahre in Guatemala: Die Ruhe vor dem Sturm
Zusammenfassend lässt sich nun über 1,5 Jahre in Guatemala sagen, dass wir gut angekommen sind. Schorsch hat sich total gut in die neue Schule und das System eingearbeitet, die Schönheit Guatemalas beeindruckt uns immer wieder aufs Neue und mit der Sprache kommen wir immer besser zurecht (zumindest Schorsch!). Ich bin total dankbar für die Kontakte, die ich noch in Deutschland habe & auch für die entstehenden Freundschaften! Danke an all die Nasen, die sich so regelmäßig melden! Es tut wahnsinnig gut und vertreibt das Heimweh, das ab und zu mal aufkommt, sehr gut.
Wir als Paar haben interessanterweise beobachtet, dass wir in Deutschland vielleicht ein Viertel so viel Zeit miteinander verbracht haben als hier in Guatemala. Dank Corona sind wir nun fast 24/7 zusammen. Und wir genießen die Zeit sehr, kriegen uns kaum in die Haare und sind echt ein gutes Team. Wir halten fest: Corona schweißt zusammen (und Schwangerschaft auch 😜 ).
Das letzte halbe Jahr hier in Guatemala lässt sich gut in einen Satz packen: Es war die Ruhe vor dem Sturm. Nun ist es nur eine „Frage der Tage“, wann die kleinen Mini-Bros der Sonne Guatemalas entgegen strahlen. Die Ruhe der letzten 6 Corona-Monate genossen wir als Paar, aber auch um Dinge zu erledigen die liegen geblieben sind.
Doch schlussendlich muss ich zugeben, dass mir persönlich die letzten Monate viel zu ruhig waren! Wer mich kennt weiß, dass ich Action, viel Abwechslung, Abenteuer und Herausforderungen liebe. Daher freue ich mich auf unsere zwei kleinen Jungs und darauf, dass sie nun unser Leben auf eine ganz wunderbare Art und Weise auf den Kopf stellen werden und eine neue Veränderung reinbringen!
WE ARE READY FOR THE DOUBLE TROUBLE!